So Begann ­alles: Der 1. Kommunikations­workshop vor 10 Jahren

Vor 10 Jahren, am 26. September 2007, habe ich gemeinsam mit der Deutschen Aktuar Akademie (DAA) erstmals einen Workshop mit 12 Teilnehmern zum Thema „Aktuarielle Kommunikation“ in Köln veranstaltet und geleitet.

Die Idee zum Workshop entsprang zum einen aus eigenen erlebten Kommunikationssituationen im Berufsalltag und zum anderen aus Interviews mit über 50 Nicht-Aktuaren und Aktuaren zum Thema „Kommunikation mit Aktuaren“.

Damals wie heute stellt man fest, wie schwer es Aktuaren fällt, Gesprächspartnern, die nicht im Detail stecken, mathematische Methoden oder Modelle verständlich und überzeugend zu erklären. Meine Beobachtungen und Erfahrungen konnte und wollte ich damals nicht für mich behalten, sondern anderen Aktuaren weitergeben, um ihnen Hilfestellung bei der Verbesserung der eigenen kommunikativen Fähigkeiten zu geben.

Ich kann mich heute noch genau erinnern, wie gründlich ich mich auf den ersten Kommunikationsworkshop für Aktuare vorbereitet habe. Es ging schließlich nicht wie üblich um die fachliche Vermittlung unter Gleichen, sondern um die zielgruppenorientierte Kommunikation gegenüber Nicht-Aktuaren. Die Spannung der Teilnehmer war zu spüren. In Einzel- und Gruppenübungen wurden den Teilnehmern schließlich bewusst, dass sie für eine adressatengerechte Kommunikation oftmals Details weglassen müssen, um sich stattdessen stärker auf Dinge wie Praxisrelevanz oder Veranschaulichung zu konzentrieren. Mit dieser Erkenntnis lieferten die Teilnehmer hervorragende Beispiele für anschauliche, einfache und bildhafte Erklärungen ab.

Die größte Herausforderung damals für mich waren die unterschiedlichen Persönlichkeiten im Teilnehmerkreis. Die Bandbreite lag zwischen „Ich weiß gar nicht, was ich hier suche“ bis hin zum “Es ist für mich ein Genuss, im Herbst meines Berufsleben an dieser Veranstaltung teilzunehmen“. Die 4-Augen-Feedback-Gespräche im Anschluss dieses ersten Workshops waren sehr richtungsweisend. Eine Teilnehmerin fragte mich, ob man aus ihren Beiträgen im Workshop ableiten könne, warum sie nicht zur Gruppenleiterin im Unternehmen ernannt werde. Ein anderer Teilnehmer fragte mich, ob man Small Talk und emotionale Intelligenz lernen kann. Für mich war anschließend klar, dass dieser Workshop keine Eintagsfliege sein wird, weil viele Aktuare die Bedeutung der Kommunikation erkannt haben. Eine fachliche Genialität genügt nicht für eine erfolgreiche Karriere.

Seither haben über 350 Teilnehmer aus Deutschland, Österreich und den Benelux-Ländern meine Workshops besucht. Es haben Aktuare und viele Nicht-Aktuare aus Erst- und Rückversicherungsunternehmen, Beratungsgesellschaften, Versicherungsverbänden, Kapitalanlagegesellschaften und Maklerorganisationen teilgenommen. Einige von ihnen standen am Beginn ihrer Laufbahn. Heute sind sie Gruppen- oder Bereichsleiter. Andere hatten schon 20 bis 25 Jahre Berufserfahrung, darunter Verantwortliche Aktuare und Geschäftsführer. Die in meinen Workshops etablierte offene Feedback-Kultur erleichterte jedem Teilnehmer das Erlernte in den Berufsalltag zu übertragen und heute immer wieder abzurufen.

Die offenen Workshops habe ich mit der Wirtschaftsakademie der Universität Ulm und der DAA veranstaltet, bei welchen ich mich an dieser Stelle herzlich bedanken möchte. Ebenso möchte ich mich bei Herrn Prof. Dr. Hans-Joachim Zwiesler für die Unterstützung bei der Etablierung des Themas Kommunikation in der Aus- und Weiterbildung für angehende bzw. praktizierende Aktuare bedanken.

Die Bedeutung des Themas hat nun auch die DAV-Ausbildung erreicht. Das neue Prüfungssystem der DAV enthält ab 2018 das Pflichtseminar Kommunikation. Es verfolgt dasselbe Hauptziel, nämlich Wege  zur zielgruppengerechten Vermittlung von versicherungsmathematischen Sachverhalten zu finden. Ich werde in Zukunft als Dozent den 2-tägigen Workshop gemeinsam mit anderen DAV-Kollegen begleiten.

Was vor zehn Jahren als Versuch gestartet ist, hat an Aktualität und Notwendigkeit nicht verloren. Die Kommunikation von Spezialwissen gilt nach wie vor als Herausforderung. Umso wichtiger ist es, seine kommunikativen Fähigkeiten laufend zu optimieren und den ständig wechselnden Herausforderungen anzupassen. Bei allen Teilnehmern  möchte ich mich an dieser Stelle für die Unterstützung der letzten zehn Jahre bedanken.